Berichte und Erinnerungen der ehemaligen Seemannsschüler Falkenstein aus Ihrer Seefahrtzeit
Einlaufen Djibouti, einige Meilen südlicher
Wir waren gerade beim Festmachen als ein Französischer Musikdampfer herausfuhr. Es war schon tropische Nacht. Der hatte im Hafen bereits eine derartige Fahrt aufgenommen und sog uns mit. Unsere Stahlleinen brachen. Als Springs hatten wir nämlich Stahlleinen. So sind sie halt unsere Kollegen, manches mal. Danach geschäftiges Treiben, die Leinen mussten sofort ersetzt werden. Glücklicherweise ist keiner verletzt worden. Tagsüber habe ich mit einem Fleischstück, einer Wurfleine und einem Fleischerhaken versucht Haie zu angeln, die haben sich einfach nicht an die Regeln gehalten und angebissen. Man konnte sie von oben neben dem Schiff im klaren Wasser am Grund beobachten. Rettungsbootsübung. Ich musste wohl Decksdienst gehabt haben, jedenfalls durfte ich mit ins Rettungsboot und wir fuhren eine Zeitlang im Hafen von Djibouti spazieren. Ein Delfin sprang ab und zu um uns aus dem Wasser heraus, ich dachte zuerst es sei ein Hai. All das im Frühjahr in einem herrlichen tropischen See Klima. Hier muss ich einiges zu unserem Schiff erklären. Die „ETHA“ hatte geteilte Aufbauten, vorn die Brücke und Achteraufbauten über der Maschine. Sie hatte 8507 BRT und konnte ca. 11.000 Tonnen laden, eine Länge 155 m und eine Breite von 18,50 Metern. Am Brückenaufbau waren achtern an Steuer- und Backbordgroße Türme für unseren Schwergutbaum angebracht. Er brachte es auf 165 to. Vor der Brücke hatten wir zwei Laderäume. Der erste als Süßöltank ausgelegt aber auch normal nutzbar. Der zweite mit aber zwei Zwischendecks. Alle konnten gekühlt werden. Die entsprechende Technik war unter dem Brückenaufbau. Logischerweise hatten wir auch einen Kühlingenieur an Bord. Der dritte Raum hinter der Brücke hatte nur ein Zwischendeck und war für die Schwersttransporte ausgelegt. Die Schauerleute haben große Augen bekommen, wenn sie in die unendliche Tiefe schauten. Er fasste über 4000 Ladetonnen. Die Schauerleute in Dünkirchen mussten ihn mit Dünger beladen und die China mit Sojabohnen. Die Henschel Lokomotiven haben wir für die Überfahrt nach Übernahme der zweiten in Hamburg beide auf das Zwischendeck dieses Raumes verfrachtet. Wie schon beschrieben bei der Übernahme krängte das Schiff gewaltig. Der vierte Raum vor dem Achteraufbau hatte zwei Zwischendecks, zwischen den beiden mittschiffs gelegenen Räumen hatten wir zusätzlich zum normalen Ladegeschirr noch einen 30 to Schwergutbaum. Bei meinen beiden Fahrten habe ich es nicht erlebt, dass er genutzt wurde. Achtern hatten wir noch einen kleineren Laderaum, er wurde nur mit Stückgut gefüllt, wie zum Beispiel der Opel für Dr. Hugentobler in China und vieles andere. Alle Zwischenaufenthalte wurden von dort bedient. Genau genommen waren wir ein Trampdampfer nur auf der Route Europa China und Häfen dazwischen. Und wir haben für alle Häfen, die auf unserer Route lagen, Ladung mitgenommen. Alle Luken hatten McGregor Lukendecke, bis auf die Achterluke. Ganz achtern hatten wir noch einen ganz kleinen Laderaum aus vermessungstechnischen Gründen. Dieser Raum hatte einen besonderen Namen, den ich aber vergessen habe. Er war nach achtern nur mit Holzplanken gegen die See geschützt. Er war mit irgendwelchem Gerümpel gefüllt. Irgendwo dahinten gab es auch eine Waschmaschine mit Dampf beheizt. Zu meiner Schande muss ich gestehen, sehr oft habe ich sie nicht benutzt. Als Besatzung waren wir ca. 44 deutsche Seeleute, ca. die Hälfte davon Decksleute. Noch ein paar Worte zu meiner Person. Ich war mit siebzehn als behüteter Junge an Bord gekommen und habe mich ebenso unbeholfen benommen. Dementsprechend war auch mein Ruf. Beim Brückendienst fragte mich der Erste „ob denn der Kandler nach der Fahrt abmustern würde?“ Meine Antwort war, aber das bin ich doch. Er hat mich nur groß angeguckt. Er dachte der andere Moses sei es. Der war ja bekanntermaßen ausgebuffter als ich. Aber sowas dauert ja auch nicht ewig, irgendwann hatte ich mich eingelebt und verstand auch das an Bord übliche Platt und die Arbeit ging auch einigermaßen gut von der Hand. Als Mosesse hatten wir jeweils eine Woche Innen- und eine Decksdienst. Ich war in zur Vierachtwache zugeteilt. Da wir jeden Tag zutörnten, das heißt auch tagsüber arbeiteten wir, konnte ich während des Decksdienstes nur zwischen acht abends und vier Uhr morgens schlafen. Auf der Fahrt nach Osten fehlte jeden zweiten Tag dann auch noch eine Stunde Schlaf. Es fiel mir nicht leicht.
Die Indische See
Die Fahrt im Frühjahr 1964 über den Indischen Ozean war das schönste, was sich ein Seemann so vorstellen kann, herrlicher Sonnenschein, warme Sommertage mit See klima, fliegende Fische und schwere Delphine, die neben uns ins Wasser klatschten. Teilweise die See spiegelglatt, kaum nachvollziehbar. Oder einige Kilometer glatt, dann kaum sichtbar leicht gekräuselt und sofort wieder spiegelglatt. Und das
stundenlang.Dazu tagsüber wolkenloser Himmel und nachts sternklarer Himmel.Morgens um sechs Uhr ging die Mannschaft an Deck und erwartete den Sonnenaufgang, der sich innerhalb von fünf Minuten in den Tropen abspielte.Ein grandioses Schauspiel ! In viertem der für die Verstauung der Lukendeckel des geöffneten McGregor Luks vorgesehenen Raums hatten wir an die Schienen des Luks seitlich große Blechplatten angebracht und Seewasser wurde laufend rein gepumpt. In unserer Freizeit haben wir mittags und bis spät abends dort geplanscht. Nebenbei rollte Kasten auch noch, so hatten wir da drin Wellengang. Mittags und nach der täglichen Arbeit war das der reinste Urlaub.Nach einigen Tagen wurde die Angelegenheit beendet, angeblich war der Frischwasserverbrauch durch das Duschen danach zu groß. Dabei hatten wir eine Salzwasseraufbereitungsanlage an Bord, betrieben durch die Maschinenabwärme.So war die Freude vorbei.Zu meinem Wachdienst gehörte die Messung der Wassertemperatur mittel eines Lots zu meinen morgendlichen Aufgaben. Es waren nie unter 27,5 Grad Celsius.Abends nach dem Sonnenuntergang mußte ich nach dem Decksdienst auf dieBrücke und auf der Backbordnock Ausguck gehen, das waren herrliche Stunden.Nach und nach durfte ich unter der Aufsicht des Wachhabenden auch Ruder gehen.Ab und zu guckte er mir über die Schulter.In Wirklichkeit brauchte er ja nur einen Stern mit dem Auge zu peilen und er sah am genauesten wie ich steuerte.Zuweilen schaute auch der Kapitän auf der Brücke vorbei. Bei meiner zweiten Reisewar es der Urlaubskapitän Metelmann mit seiner japanischen Frau, er hielt sich sehr zurück.Als Gäste auf meiner zweiten Fahrt hatten wir noch zwei Rickmersnichten an Bord.Zwischen einer und einem unseren Matrosen „Pedder von der Insel“ entwickelte sich eine echte Beziehung. Zum einen passten sie sehr gut zusammen, zum anderen war Pedder ein ganz feiner Kerl, der jeder Frau überall eine Ehre gewesen wäre.Zusammen waren ein schönes Paar.In China haben sie nach chinesischen Riten geheiratet. Sie sind danach auch offen an Bord als Paar aufgetreten.Das weitere konnte ich nicht mehr nachverfolgen. Wenn er seine Patente gemacht hat, wovon ich ausgehe, hat er sicherlich eine gute Karriere bei Rickmers gehabt.Pedder war der beste, den ich dort kennengelernt habe.Er hat auch offen und vorurteilsfrei über meine Fehler an Bord mit mir hinten an der Waschmaschine, unbeobachtet von anderen in Anwesenheit seiner Frau darübergesprochen. Pedder hatte eine eigene Kammer, sie habe ich nie sauber machen müssen.Im Nachhinein wünsche ich ihm und seiner Frau alles erdenklich Gute.Er muß auf seiner Insel kein Schlecht kennen gelernt haben.Wieder ging es durch die Malakkastraße nach Singapur zum Bunkern kleine Stückgüter abladen, dabei waren einige der Besatzung in eine Lokalität der Mannfrauen (Shemales) geraten und konnten sich gerade noch so zurückziehen,bevor sie Prügel bezogen. Die hatten gedacht das wären Frauen.Danach direkt weiter nach Sihanoukville, Kambodscha, die Schnellboote abladen.Das mit den Booten ging schnell, sie wurden samt des Transportunterbaus aus Holz
rechts und links ins Wasser gesetzt.Schlimmer war der Munitionsladeraum, ein Drittel hoch gestapelt, das Zeug wog ja.Es waren keine Schauerleute da, wir lagen wegen unsere Tiefgangs durch dasWalzblechs auf Reede.Meine Vermutung war, der seichte Hafen war für ein Schiff unserer Größe sowieso nicht geeignet und außerdem spielte eine nicht unberechtigte Angst, es könne etwaspassieren eine Rolle.Wir Decksleute mussten also da runter. Mit Stahlnetzen haben wir die Kisten raus geholt, gegen Ende knackte schon mal unser Stahlnetz. Wir hatten sie überladen.Die Kollegen kamen herunter in den Raum und brachten uns kalten Zichorienkaffee als Flüssigkeit, damit wir nicht umkippten.Zuletzt kamen die in den Ecken gelagerten Torpedokisten an die Reihe, nur noch die Stahlleine dran und dann raus aus den Ecken.Da rumpelten und donnerten sie dann über die Zwischendecksbohlen, je weiter zur Mitte desto schneller, die Beobachter am Lukensüll (Offizielle aus Kambodscha)gingen in Deckung, das heißt sie nahmen reißaus, vom Süll weg. Wenn nur einsdieser Dinger hochgegangen wäre, hätte ihnen und uns das nichts mehr genützt.So gab es für uns Ladezuschlag bei der Heuer.
Weiter nach Thailand.
Mit der Stahllast lagen wir viel zu tief für Bangkok.Der Vertrag lautete jedoch auf thailändischen Schienen mußten die beiden Henschelloks mit unserem Schwergutgeschirr abgesetzt werden.Auf Reede kam ein altes amerikanisches Landungsboot aus dem zweiten Weltkrieg,wohl eins der größten. Eine Woche Stunde um Stunde wurde unser englischer Walzstahl umgeladen, dann ging es mit der Tide nach Bangkok und die Loks wurden entladen und auf die Schienen gesetzt und mit der nächsten Tide ging es ab zurück zu unserem Walzstahl.Ich hörte nur die Worte unseres Ersten: „ An seiner Stelle möchte ich nicht sein.“ Er meinte den Kapitän des Landungsbootes. Es wäre wie ein Stein gesunken.Das Niedrigwasser gab uns armen niederen Dienstgraden mal gerade ebenso die Zeit mittags unseren sexuellen Bedürfnissen behelfsmäßig gerecht zu werden. Dann war aber auch schon Schluß.Ein kurzer Landgang, in den Gaststätten lauter Soldaten, alles Amerikaner. Richtig,von der Tonkingkrise hatten wir ja auch schon gehört. Der Vietnamkrieg war im Gange.Wieder zurück zum Landungsboot, wieder den Walzstahl auf unser Schiff.Die Matrosen, die ja über mehr Geld als wir Jungleute verfügten, ließen sich ihre Frauen über Ticket beim zuständigen Offizier abrechnen. Da die Mädels ja nicht so teuer waren, konnten die das eine Woche genießen.Natürlich war ich auch auf dem Landungsboot. Eigentlich recht langweilig, aber die hatten neben dem Deckshaus an Backbord, als Brücke kann man das nicht recht bezeichnen, ein Fernglas auf einem Drehteller, ein schlechtes Glas, aber eineVergrößerung von mindestens 20X200. An den Rändern verzeichnete es, wie auch mein billiges 7X50, aber es war der helle Wahnsinn. Leider habe ich mit dem Eigner nicht versucht zu handeln, es mangelte mir ja auch an Geld.Für die Menschen die den Stahl bei uns verluden, war unterdessen eine kleine Infrastruktur entstanden. Wir hatten eine Küche an Deck, an der die Arbeiter sich Essen holen konnten.Das Deck lebte wieder eine Woche in einer asiatischen Welt. Ein Leben und Treiben.Einer unserer Maschineningenieure hatte sich ein Schauglas aus der Maschine genommen und schoß damit als Blasrohr vom obersten Deck des Achteraufbaus mit Erbsen auf die an Deck Tätigen. Als da ein Aufruhr entstand, haben sie allerdings die Beine in die Hand genommen. Die Thais haben diesen Spaß nicht verstanden.Unterdessen baggerte ich eins von den Mädchen an, ihr kleiner Bruder teilte mir nur mit „Seow don´t come“ Sie war keine käufliche.„Darling give me looksee“Ich weiß es nicht mehr, ob zu diesem Zeitpunkt oder auf der Rückfahrt war, daß wir mit der „Peter Rickmers“ zusammen auf Reede lagen. Einige haben jedenfalls die Gelegenheit gesucht uns gegenseitig zu besuchen. Es waren aber nur sehr wenige.Auf den Reeden bestand immer die Möglichkeit kostenlos von einem Schiff zum anderen gefahren zu werden und zurück. Ich habe mir die „Peter“ angeschaut. Ein völlig anderes Schiff, trotz äußerlicher Ähnlichkeiten.Zurück auf unserem Heimatplaneten haben wir die Kollegen erstmal über die Preise der Damen aufgeklärt, die zahlten nämlich das Doppelte wie wir.Unser Tarif war eine Nacht für zwanzig Mark gleich einhundert Bath.Die Mädels waren tagsüber auch bei uns, aber unsere Jungs waren ja schon bedient.So fragte mich eins von den lieben Mädel, um mal zu schauen wie es auf der „Peter“gerade ausschaut : „Darling, give me your „looksee“.“ Sie meinte damit mein gerade in Singapur oder Hongkong erstandenes neues 7X50, damalig schlechter japanischer Qualität.In Italien habe ich es auf der Rückreise mit kleinem Gewinn verkauft.Auch der Elektriker der „Peter“ unterhielt sich mit mir. Ich hatte ja nicht das Sprache der Seeleute drauf, sondern sprach normales Deutsch.Deshalb vertraute er sich mir an. Er wäre wieder zur See gefahren, um das noch mal zu erleben, aber er wäre erschüttert über die Primitivität der Seeleute.Ich war ja mitten drin und kannte meine Leute, von den Arschlöchern hielt ich michfern, davon gab es aber nur einige wenige. Aber auch sie hatten keinen Draht, außer dummen Sprüchen, zu mir.Wenn ich von den einfachen Menschen auf unserem Schiff spreche, möchte ichihnen beileibe nicht weh tun. Es waren ehrliche, einfache Seeleute, die nur eine kurze Schulausbildung genossen hatten. Das Elternhaus hat ihnen nicht mehr bieten können. Diese waren ja selbst nicht gefördert worden. Aber sie hatten alle ein Ehrgefühl.Vom menschlichen Ausschuß, der sich zu allen Zeiten auf der See herumgetrieben hat wollen wir absehen.Auf Reede vor Hongkong trafen wir die „Peter Rickmers“ wieder.Ich bin dort an Land gegangen, das große Ferrieboat habe ich auf meine Bitte selbst steuern und anlegen dürfen.Die Erinnerungen an Hongkong sind verblaßt. Viele Geschäfte und dieDoppeldeckerstraßenbahnen. Und viel Verkehr auf den Straßen.
Auslaufen Hongkong
Wir sind auf dem Achterdeck. Wieder schönstes Wetter, viele Decksleute sind achtern nach dem Losschmeißen der Leinen. Die Maschine wird angeblasen. Der Gasgeruch wabert über das Achterdeck.Ein Geruch der mir Jahrzehnte in der Nase hing und mich jedesmal an die Seefahrt erinnerte und in mir schmerzliche Gefühle erweckte, wenn ein Dieselmotor angelassen wurde, wäre ich doch nur weiter auf See geblieben.An den Bergen Hongkongs vorbei, es öffneten sich Buchten mit tausenden Dschunken, unendlich.
Dann wieder China,Kanton und anderswo
Mit einem Leichtmatrosen an Land in Kanton Ein Eindruck, neben uns liegen Dschunken, sie sind völlig aus Holz gebaut, auf ihnen leben ganze Sippen. Ein Kontakt ist unmöglich. Wir beobachten nur ihr Leben.Wir gehen von Bord und befinden uns zwischen unendlich vielen Chinesen in der Stadt , sie sind zuvorkommend zu uns, oder halten sich zurück.In einer Druckerei erklärt uns eine junge Frau voller Stolz das ist jetzt unsere Druckerei, obwohl wir kein Wort Chinesisch verstehen ist uns das sofort klar.Ein Stolz der Menschen, der für uns nicht so einfach nachvollziehbar war.Sie schenkt uns eine Kleinigkeit.Ich erblicke eine blonde Chinesin und folge ihr, sie zeigt mir ihren kleinen Tempel in ihrem Haus.Ich bedanke mich und gehe meiner Wege. Eine richtige Schönheit.Große Teepaläste in denen alte Leute Teetrinken können.Wir können uns völlig unkontrolliert bewegen.Wir bewegten uns in einem friedlichen Land. Wir könnten unsere Brieftaschen liegen lassen, sie würden uns mit dem Geld zurückgebracht. Wo wir auch hinkommen alles friedliche, hilfsbereite, ganz liebenswerte Menschen.An meinem Ausgangsort lasse ich mir vom Busfahrer auf chinesisch aufschreiben,wie das heißt, wohin ich zurückkommen soll.Weder er versteht mich, noch ich ihn.Alles funktioniert, auf irgend einem gottverlassenem Dorf kehre ich um und fahre wieder zum Schiff.Im vollbesetzten Bus ein blutjunger Soldat. Voller Stolz hält er eine großen Korallenblock in den Händen, ein Stück ist abgebrochen. Per Zeichensprache frage ich ihn, ob ich das haben dürfe. Ich darf.Wenn der Bus halten sollte, mußte man einen herabhängenden Draht mit Plusladung an das Metall des Busses drücken, dann klingelte es beim Fahrer.Dazwischen Straßen kilometerweit mit Radfahrern oder Fußgängern (so wie bei unsAutos), ganz China scheint unterwegs zu sein.In jedem Dorf Häuser mit Babygemälden, da war ich wohl falsch.Ich hatte einen Zivilisationsschock !!! Aber andersherum. Alles, was ich bisher kannte war auf den Kopf gestellt.Wieder auf Fahrt nach Nordchina durch die Formosastraße. Dort erlebe ich das Schauspiel der Kontrolle durch den amerikanischen Zerstörer im Nebeldunst.Gespenstig. Wir durften weiter fahren.Dann Einlaufen Irgendwo und weiter nach Shanghai. Warten auf die Tide, Anblasen der Maschine, es war früh morgens.Der erste, der zweite Zylinder sprang an beim vierten gab es einen leichten Knall.Das hört man selbst im dicksten Schlaf an Bord. Der Seemann ist verwachsen mit seinem Schiff, selbst die kleinsten Unregelmäßigkeiten nimmt er war.Die Maschine mußte auf dem Yangtse auf Reede repariert werden.
Einlaufen Shanghai
Wir liefen, man kann sagen bis in die Innenstadt von Shanghai, den Huangpu River flußaufwärts und machten schräg gegenüber der Prachtstraße Bund (Waitan) fest.Auf dem Kai waren mittlerweile dutzende Fahrradrikschas versammelt und warteten auf Kunden. Sie wußten, was auf sie zukam. Wir aufgefrischt, runter vom Schiff in die Rikschas und auf zum Seamen´s Club Shanghai. Es entspann sich ein Wettrennender Rikschafahrer zum einen untereinander, zum anderen zwischen uns Seeleuten.Über die Brücken, sie waren alle gewölbt sprangen wir ab und schoben mit. Ein tolles Erlebnis.So was wie Trinkgelder gab es damals in China offiziell nicht, sie haben es aber nicht bereuen müssen.Dann der Seamen´s Club Shanghai,so etwas war in der Welt einmalig !!! Ich gehe davon aus, daß man bis heute für Seeleute in der ganzen nie wieder so etwas grandioses verwendet hat.Heute ist er ein Waldorf Astoria Hotel „On The Bund“. Usprünglich war er der„Shanghai Men´s Club“ in den dreißiger Jahren.Der Thresen war mindestens zwanzig Meter lang. Ältere Fahrensleute berichteten. Erwäre früher doppelt so lang gewesen. Es stimmt.Wir wurden dort wie wahre Gäste behandelt und geachtet.Gleich beim erstenmal erzählte mir einer unserer Männer, wenn Du einen einzelnen Seemann dort singend hörst, ist es ein Engländer.Und es war so, er saß allein an seinem Tisch mit etwas Bier und sang englische Lieder. Die Chinesen ließen ihn gewähren, er hat mit Sicherheit nichts kaputt gemacht. Das hätte keiner dort nicht gewagt.Die Preise waren selbst für einen Moses erschwinglich. Reis mit Eiern, Pfennige.Tee fast geschenkt. Mit meinen 100 Mark als Mosesgehalt konnte ich mir ja wirklich nichts leisten, wo doch schon 20 Mark für die Vögelei in Bangkok und mehr für denKauf des 7X50 drauf gegangen waren.Unsere chinesischen Ausgaben wurden allerdings gegengerechnet und kamen als Devisen ihnen zugute. Nur das konnte die Preise so niedrig halten.Besuch einer chinesischen Oper im Kino Irgendwo in China habe ich eine chinesische Oper im Kino besucht.Nach der qualvollen Musik und der für Europäer unverständlichen Handlung habe ich die Vorführung verlassen. Das Kino, kein kleines, war jedoch randvoll.Fotografieren in Shanghai und auf See Für die Seefahrt hatte ich mir auf Empfehlung eine preiswerte aber gute Adox Polo 1S und den Belichtungsmesser Sixtino von Gossen gekauft. Beides mit Rabatt. Siehaben mich nicht im Stich gelassen.Für die Fahrt hatte ich mir drei 36er Diafilme von Agfa mitgenommen. Es hätte die dreifache Anzahl im Nachhinein betrachtet sein müssen.Aber alles geschah ja nur im Rahmen meines finanziellen Budgets.In den Gewässern China war das Fotografieren absolut verboten.In Shanghai, als wir gegenüber dem Bund lagen, habe ich es trotzdem getan.Schauerleute hatten mich beobachtet, als ich das Foto vom Bund von Deck aus aufnahm.Ich bin um den Fotoapparat und mein Leben schnell in das Innere des Schiffs gerannt. Dorthin sind sie mir nicht mehr gefolgt. Ich hatte Glück gehabt und das Foto ist heute in meinem Album.
Eindrücke
An Bord kamen ab und zu chinesische Offizielle, man hätte glauben können es wären katholische Pfarrer mit ihren hochgeschlossenen, dunklen Jacken und Anzügen. Die gleichen gab es auch in Grau.Die gewöhnlichen armen Schweine hatten alle, ob Mann oder Frau blaue Hosen,Hemden und Jacken an. Aus heutiger Sicht gesunde, baumwollene Bekleidung.Unsere Hafenarbeiter hatten korbgeflochtene Schutzhelme.Das waren auch die, die hinter mir her rannten, als ich fotografierte.In Shanghai kam der Herr Tsu zu uns an Bord und versuchte uns zu betreuen.So richtig haben wir Europäer seine Geschichten nicht abgenommen.Er hat auch Besichtigungen an Land organisiert. Es waren neu errichtete Bauernsiedlungen. Unsere Matrosen erinnerten sie an Schweineställe. Es war ein armes Land im Aufbau.Outsche hat dem natürlich einen draufgesetzt: In Deutschland wären die Felder sogroß, daß man nach einer Fahrt einen neuen Traktor brauchte. Der alte würde dann dort stehen gelassen. Herr Tsu hat das gelassen genommen. Selbst in dem damaligen China hatte man eine gewisse Kenntnis von Seemannsgarn.Wo man auch nur in den Städten lang ging gab es überall Fahrradgeschäfte. Es waren wohl mehr Werkstätten. Das ganze Land war ein Fahrradland. Holland war gar nichts dagegen. Es waren unendlich viele.