Die letzte Reise der Columbus New Zealand

Berichte und Bilder auf der Reise nach Alang / Indien

Dieser Reisebericht wurde von Kapitän Thomas Peters verfasst und wird von mir in einer gekürzten und geänderter Form wieder gegeben! Die Bilder wurden mir freundlicherweise von Kapitän Hans Peter Rehder, mit dem ich im Persönlichem Kontakt stehe, zur Verfügung gestellt!

Tja, das war Sie nun, die letzte Reise. Es war die 134/135 Reise und Sie sollte nach Alang/Indien gehen. Somit ging eine Ära zuende! Dem Fahrplan entsprechend fuhr das Schiff die Häfen Norfolk, Savannah, Houston und Manzanillo in Panama an. In Houston wurden weitere 6 leere 20’Container und einen leeren 40’Container geladen. der 40’ Container war für Hamburg bestimmt, darin waren sperrige und schwere Teile. Die Kanalpassage fand am 15.07.98 statt, und am 01.08.98 wurde Auckland in NZ erreicht. Hier wurde die gesamte Besatzung an Bord gegen Cholera geimpft, man weiß ja nie, wenn man nach Indien kommt. Am 02.09.98 lief die Columbus New Zealand aus Auckland aus, mit dem Fahrtziel Brisbane. Von Brisbane ging es nach Sydney. Auf dem Weg dahin wurde das Wetter immer schlechter, so, das der Lotse für Port Jackson bei Winden der stärke 8-9 übernommen wurde, selbst in der Hafeneinfahrt hatte das Schiff noch bis zu 30° Grad gerollt. In Darling Harbour machte das Schiff am 08.08.98 fest, weil die Einfahrt nach Botany Bay gesperrt war.

Am nächsten Tag wurde die Kuppel inklusive Parabolantenne abgebaut und in dem Hamburg Container verstaut .Die Columbus New Zealand verließ am 11.08.98 Sydney mit dem Zielhafen Melbourne. Da am 13.08.98 angekommen, wurden die letzten Container gelöscht .Am 14.08.98 war Reisewechsel ,also, die 135.Reise begann, eigentlich ja der schlimmste Teil dieser Reise .Mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von ca.14 Kn gings in Richtung Indien. Je weiter man in die Richtung kam, wurde das Wetter zunehmend schlechter. Das Schiff rollte teilweise bis zu 40° Grad bei nur noch 5Kn Geschwindigkeit. Ein Ausweichen war nicht möglich, da nördlich Australien lag und im Süden die Tiefs lagen. Auch der Versuch, einen nördlicheren Kurs zu nehmen, scheiterte am Seegang. Nach einigen Tagen wurde das Wetter wieder ruhiger und man konnte bei erhöhter Geschwindigkeit nach Norden abdrehen, und man kam schnell in die nördlichen Breiten und somit auch in ruhigeres Fahrwasser.

So strichen die Tage dahin, bis man am 30.08.98 den Ankerplatz in der Mündung des Khumbhat Golfs erreicht hatte. Um den angeblichen Piraten einen langen „Anreiseweg“ zu ermöglichen, wurde der Ankerplatz recht weit Südlich gewählt. Die nächsten 2 Tage wurde die Nachtwache auf 2 Mann erhöht, inklusive Suchscheinwerfer, der Verschlusszustand wurde für die Nacht angeordnet. Es passierte aber in den 2 Nächten nichts, anscheinend hatte es sich bei den Piraten wohl auch schon rumgesprochen, das auf diesen Schiffen nichts mehr zu holen ist!!!

Columbus New Zealand, die Reede vor Alang/Indien Sammlung Kapitän Rehder


Das Schiff liegt weiterhin vor Anker, es wurde aber zu anderen Abfertigungsplatz verholt. der näher dran lag. Die Besatzung musste jetzt einmal täglich zur Vorbeugung eine Malariatablette nehmen. Am nächsten Tag wird weiter nach Alang gefahren, wo man schon im Dunst dutzende von Schiffen sehen kann. Mit Bhavnagar Radio wurde Kontakt aufgenommen, um die Schiffsdaten und Bunkerbestände durch zugeben. Wenig später wurde die endgültige Reede angelaufen, wo ca. 12 Schiffe auf das Beachen warteten. Gegen Mittag liegt das Schiff vor Anker und es wurde eine Meldung nach den Agenturen von Hamburg und Bhavnagar gesendet. Die letzten Ausrüstungsgegenstände wurden noch in den Container für Hamburg gepackt, musste aber noch von dem Zoll Kontrolliert werden. Am nächsten Tag, früh morgens, erschienen denn die Behörden und ein Vertreter von der Abwrackfirma. Es wurden einige Listen zur Abfertigung erstellt, u.a. Crewlisten, Storelisten, Aufstellung der letzten fünf Häfen und eine Erklärung des Kapitäns, das sich kein Bargeld mehr an Bord befand.  Wie man sich vorstellen kann, zog sich der ganze Papierkram über Stunden hinweg, der eine hatte das zu Beanstanden, dem anderen gefiel das nicht usw., man kennt das ja mit den Behörden .Der 2.Offizier führt den Zoll durch das ganze Schiff, es wurden sämtliche Stores gezeigt. Denke aber mal, insgeheim wurde bei jeden einzelnen Zöllner schon insgeheim gerechnet, was er wohl an paar Sachen noch verdienen kann, die da noch so rumlagen. Der 2.Ing. führte den Agenten und Herr von der Abwrackfirma durchs Schiff, wobei alle Profitbringende Gegenstände schon katalogisiert werden. Die Treibstofftanks wurden in Gegenwart des Ltd. Ing. gepeilt. Der Koch hatte denn noch einige Platten für die Herren vorbereitet, was den Herren Geschmacklich aber nicht so gefiel. Bier, Säfte und Softdrinks dagegen schon eher!!!Während der gesamten Abfertigung herrschte eine ruhige und gelassene Atmosphäre. Die Schlafmöglichkeiten in den Salon und einigen Kammern wurde ausgiebig genutzt, und so verließen die Herrschaften mehr oder weniger gegen Mittag ausgeruht das Schiff. Es folgten dann noch die üblichen Probleme mit der Agentur, wie man die Persönlichen Kisten an Land bringen kann usw. Es wurde über Transportmöglichkeit verhandelt, aber der wollte 1000 US Dollar fürs „an Land“ bringen haben. Also wurden die Kisten später in die Rettungsboote gepackt und an Land gefahren. Der Termin fürs „Beachen“ wird für den 07.09.98 bestätigt. Am Abend wurde dann von Hamburg aus bestätigt, dass das Schiff am 03.09.98 an die Abwrackfirma verkauft worden ist!

Tja, nun war es also soweit, der „Coutdown“ sollte beginnen. Es wurde angefangen, die beiden Rettungsboote für den Transport der schweren Kisten vorzubereiten. Die drei vorderen Dochten sowie die Sitzmöglichkeiten wurden entfernt, damit mehr Stauraum für die Kisten entstand. Die Rettungsboote wurden noch nicht ausgeschwungen, denn es ist schon vorgekommen, das im letzten Moment das Schiff einseitig eine Untiefe berührt hatte und dadurch aus dem Ruder gelaufen ist und ein anderes Schiff, welches schon an Strand lag, hinten reingelaufen ist. Diesen Crash würden denn die heraushängenden Boote nicht überleben. Die Columbus New Zealand, liegt weiterhin in einer Warteposition, die jetzt schon fast 7 Tage dauerte. Am Vormittag kamen wieder einige Herrschaften von der Abwrackfirma und wollten Einzelheiten über Motoren, Leistung und Materialstärke wissen, damit nach dem „Beachen“ alles so schnell wie möglich an Mann gebracht werden konnte. Zu allerletzt wurden denn auch noch die Geister beschwört, damit sie dem Schiff nur gutes antun. Zu diesem Zweck wurde je eine Kokosnuss vorne auf der Birne und auf der Back zerschmettert. Ein gelb-rosa bestickter Glücks Wimpel sollte denn am Mast den Rest erledigen. Im laufe des Vormittages kam denn der Lotse an Bord, der Anker wurde eingeholt und es wurde ca. 2,5 Km vor Alang wieder geankert und auf das Ende gewartet. Der inzwischen eingewechselte „Beachlotse“ lässt am Nachmittag den Anker hieven und das Beachen ging los. Am Strand sitzt ein Lotsenkollege, der das Schiff so einweist, das sie direkt auf Ihn zufahren. Um ordentlich Anlauf zu bekommen, wurde die CNZ noch mal 3 Km in See geführt. Nach einem Dreh in Richtung Strand kam das Kommando “ Voll Vorraus “, der Hebel wurde auf dem Tisch gelegt, der rote Knopf für „Notmanöver gedrückt“, damit wurde volle Drehzahl erreicht. Mit Vollspeed gings Richtung Strand – und dann steht das Schiff auf einem Mal –es ist der 07.Sept.1998 um 12.54 deutsche Zeit….!

Columbus New Zealand, aufgelaufen am Strand von Alang Sammlung Kapitän Rehder


Keine Erschütterungen oder Stöße, nur der Propeller drehte noch. Beide Anker wurden fallen gelassen und ein letztes mal ertönte von der Brücke. – Stop Engine -!!! Das wars dann, der Propeller steht für immer und die Columbus New Zealand wird nie wieder fahren. Bei den letzten Sätzen hatte ich doch so eine kleine „Gänsehaut“, während man das schreibt, schossen mir doch einige andere Gedanken durch den Kopf, war ich doch zweimal auf diesem tollen Schiff gewesen. Mit 27 Jahren hatte die Columbus New Zealand doch für Containerschiffe ein Biblisches Alter erreicht, und das wars jetzt…!?!

Rund um die Columbus New Zealand liegen im Abstand von ca.50 m abgeschnittene oder aufgetrennte Schiffe. Alle Schiffe sind mit an Land installierten Ankerwinschen verbunden. Je leichter die Schiffe durchs Abwracken werden, können Sie bei Hochwasser mit den angebrachten Ankerketten weiter an den Strand gezogen werden .Es dauert ca.4 Monate, bis das Schiff komplett abgewrackt ist. Beide Rettungsboote werden ausgeschwungen um Sie mit den Kisten und Persönlichen Gepäck zu verladen. Die Boote dürfen nur einmal beladen werden, ein Pendelverkehr zum Bergen der ganzen Ausrüstung ist nicht zulässig, da die Boote, sobald die Boote am Strand sind, werden sie mit Hilfe eines Kran aufs trockene gesetzt, und schnellstmöglich verkauft werden. Der Erlös eines Bootes dieser Größenordnung soll bei damals 100000 DM liegen. Naja, wer’s glaubt…!Das Beladen der Boote mit Hilfe des Bordkranes ist nicht möglich, die Boote dümpeln zu sehr im Wasser. Während des Beladens hat der Chief langsam alle Verbraucher still gelegt, so das langsam eine Totenstille auf dem Schiff herrschte. Die Besatzung hat sich auf den Booten zwischen den Kisten und Koffern verteilt und ab gings Richtung Strand, mit einen letzten wehmütigen Blick auf die Columbus New Zealand. Da angekommen ging alles sehr schnell, die Klamotten wurden gewechselt, der Kran setzt die Boote an Land, davor wurden die Persönlichen Sachen und Kisten noch von den Arbeitern herangeschleppt und am Strand zwischen den ganzen Schrott abgesetzt. Danach stieg die Besatzung in einem Bus, um mit dem Agenten zur Zollabfertigung zu fahren….!

Hier zum Abschluss noch ein paar Bilder von der Columbus New Zealand und mir aus schöneren Zeiten...!

Vielleicht verbleibt im Seesack ja eine schöne Erinnerung an ein wunderbares Schiff...!!!