Brand auf der Columbus New Zealand 1974

Columbus New Zealand               © B.Friedrich


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Hier nun denn mal die erste Story, von der ich mal berichten möchte, bzw. das haben Pino, Bodo und Matthias erlebt ,ich kenne die drei ja auch Persönlich, und berichten hier darüber. Super finde ich auch, das Sie mir das Bildmaterial zur Verfügung gestellt haben, was auf der einen Seite natürlich toll ist, weil, ohne die jeweiligen Bilder ist jede Story eigentlich nur die hälfte Wert, auf der anderen Seite steht natürlich das Drama dahinter, was die drei und auch andere Besatzungsmitglieder der Columbus New Zealand durchgemacht haben. Ich war ja nun auch 2 mal auf der Columbus New Zealand,1977 + 1980,ich habe das aber nicht mehr in Erinnerung, bzw. wusste nicht, was sich damals,1974,abspielte.Jeder,der mich kennt, weiß ja mittlerweile, wie sehr ich auf diese „roten Schiffe“ abfahre, wie man so schön sagt. So tut es ein bisschen weh, über so etwas zu berichten, aber gleichzeitig zu wissen, das es einigermaßen glimpflich und ohne Schaden am Menschen geschah.

Hier denn der Bericht über den Brand auf der Columbus New Zealand, mit ein paar Bildern untermalt, die von Bodo Friedrich stammen.

….Zucker und ich waren als Matrosen beim Brand auf der New Zealand dabei und möchten hier die Geschehnisse vom 20. Dez 1974 mit unseren Worten und aus unserer Erinnerung erzählen, wir waren von Anfang bis Ende in einem Trupp--wir wurden morgens gegen 5 Uhr vom Alarmklingeln geweckt--raus aus der Koje, angezogen und in den Gang gelaufen. Im Treppenhaus liefen Ing´s im weißen Kesselpäckchen nach unten, und als ich fragte was los sei, wurde gesagt-- ist nur Ing alarm--ich wieder in meine Kammer und da ging es auch schon los--dring- dring--Alarm---raus zum Sammeldeck gelaufen. Da waren schon Leute und ein Offizier hat anhand der Besatzungsliste festgestellt ob alle da waren, ein paar von Deck fehlten noch, die hatten die Hundewache (Zucker) und knackten noch, es hies du und du Spinne und ich waren mit dabei, holt die Jungs raus. Wir sind dann zu dritt wieder in die Aufbauten zum Mannschaftsdeck gerannt und haben unsere Mackers geweckt-- AUFSTEHEN; KOMM RAUS ES BRENNT-- spinnst du-- nee echt ist kein Scherz--die haben sich dann angezogen und wir sind aus den Kammern in den Gang gelaufen, es wollten noch welche zum Fahrstuhl und jemand rief --nein nicht-- und dann wurde es dunkel, alle Lichter aus und Rauch im Gang, wir haben uns am Geländer vom Treppenhaus festgehalten und sind ins untere Deck gelaufen, an den Seiten konnten wir durch die Bullaugen in den Türen Tageslicht schimmern sehen und sind raus an Deck. Die Maschinengang war schon im Maschinenraum zu Gange, denn es hieß erst die Maschine brennt. Wir wurden an Deck eingeteilt und ich stand am CO2 Raum und meine in etwa gehört zu haben, dass der Alte zum Chief gesagt hat --alle draußen ja-- reiß die Buddeln auf--es hat gewaltig gezischt und das wars mit dem Feuer in der Maschine. Inzwischen ist das Feuer rasend schnell über die Aufbauten hereingebrochen, von oben nach unten durch die Schächte der Aircondition, hab ich so gehört. In der Zwischenzeit wurden der Stoßtrupp klargemacht, die Boote ausgeschwungen und vorsorglich zum Aussteigen klariert, das Bedienpersonal, Köche ,mitreisende Ehefrauen und die Überarbeiter wurden auf die Back geschickt und die Notfeuerlöschpumpe angeworfen, Ich war mit noch einigen Matrosen ( Feuerstoßtrupp) Am Schwimmbaddeck und wir sind von dort mit einem normalen Deckwaschschlauch und im Freizeitpäckchen in die Aufbauten und haben von unten nach oben gelöscht---immer 10 Min drin und dann wieder raus und die nächsten rein--länger konnte man es nicht aushalten--Rauch ,Hitze, Flammen- schmerzende Augen, die Feuerschutzausrüstung haben wir erst später rausgekriegt wegen starkem Rauch. Wir haben uns immer am Schwimmbad Gesicht und Augen mit nassen Lappen gekühlt und uns dann langsam aber stetig nach oben gekämpft.

Überall standen Leute mit Schläuchen, Achterkante haben welche die dort stehenden Container mit Wasser gekühlt, von Vorkante Brücke ist der Bootsmann mit einigen Leuten vom Kran aus ins Brückenhaus-- überall Rauch, Flammen, Wasser und alle waren in Gang bis das Feuer nach ca 11 Std aus war. Ich bin später Vorkante Brücke die Leiter rauf durch ein geborstenes Fenster in eine Kammer gekrabbelt, hab mich kurz hingesetzt und im Stillen zu mir gesagt - Junge alles klar wir leben noch, mir und auch den anderen taten die Augen weh. Wir sind dann erst noch etwas hin und her gelaufen, bis etwas Ruhe in das Chaos kam, und irgendwann, die Zeit weiß ich nicht mehr, gabs was zu Essen --halbgefrorene Wurst und Brot. Das Löschwasser stand hoch vor dem Proviantraum und musste erst durch die Seitenpforten abgelassen werden.

Wir wurden dann zur Brandwache eingeteilt und waren bis 00.00 Uhr in Gang, hier und da war noch ein Brandnest und aus dem Sicherheitsstore zischten Raketen, da wurde einfach ein Schlauch reingelegt. Während wir weiter nach Brandnestern suchten entdeckten wir im Store vom Steward noch heile Buddeln---doppelt gebrannt--- die haben wir ins Kabelgatt geschafft, wo der größte Teil der Mannschaft Unterschlupf gefunden hat, da waren Reservematratzen ,und da haben wir ein paar Tage gehaust und auch manche Buddel gemixt im Eimer und aus dem Eimer auch getrunken--es waren zur Zeit keine Gläser da. Als das Feuer aus war, trieben wir drei Tage rum, dann kam ein Ausflugsboot auf dem Weg zu den Galapagos Inseln und hat gestoppt, der Kapitän ist mit dem Rettungsboot rüber und hat von dort Meldung weitergegeben, der Funker hatte immer nachts den Notsender an und irgendwann kam ein Flugzeug von der Coast Guard. Wir wurden dann von der Polar Paraguay auf den Haken genommen und nach Balboa geschleppt—dort lagen wir ein paar Tage bis geklärt war wie es weitergeht
Über dies alles können wir so berichten, weil niemand ernsthaft zu Schaden gekommen ist, und dazu hat jeder der damaligen Besatzung beigetragen!!!

Das war mal ein kleiner Bericht über die Ereignisse auf der Columbus New Zealand 1974,die Sie aus Ihrer Erinnerung erzählt haben. Finde das schon imponierend, das man sich eigentlich noch so genau daran erinnern kann. Obwohl, wenn man das mal genau betrachtet, jeder, der so etwas mit erlebt hat, wird das wohl nie wieder in seinem Leben vergessen. Auf die frage, wie denn der Materielle schaden abgewickelt wurde, und vor allen, wie sah es denn damals eigentlich mit Asbest aus? Wurde ja damals im Schiffbau ordentlich verwendet und keiner konnte zu der zeit damit rechnen, was da für folge Schäden auftreten konnten, erzählte Matthias folgendes:
…..ich kann nur sagen das wir alles ersetzt bekommen haben und ich denke mal das auch jeder seine Lösch und Schleppprämie bekommen hat. Ich habe dieses jedenfalls bekommen. Zu den Manövern und zuständen an Bord von Deutschen Schiffen kann ich nur sagen das es sicherlich nicht mehr so ist wie es sein sollte doch es werden die Manöver gemacht. Das weiß ich von meinem Bruder und meinem Sohn die beide Aktiv unterwegs sind. Und zu dem Asbest kann ich nur sagen das wir vor dem Anmustern auf einem Schiff nie die DNA eines solchen verlangt haben…… !Pino sagte folgendes dazu:….Spätfolgen sind bis dato bei mir nicht festzustellen, über Asbest wurde damals nicht geredet, war zu keiner Zeit ein Thema. Wir haben ca. eine knappe Woche im Kabelgatt gehaust, bis wir unsere Kammern auf dem Bootsdeck wieder einigermaßen hergerichtet haben--es gab Wasser und Rauchschäden und alles hat sehr verkohlt gerochen. Für den uns entstandenen Schaden ist die Versicherung eingetreten…..!
Sicherlich gäbe es das eine oder andere noch mehr zu erzählen, aber auch so ist mal ein kleiner Einblick gegeben ,wie durch umsichtiges Handeln im Team doch alles einigermaßen „glimpflich“ ablief. Bedanke mich bei Bodo, Matthias und Pino, die das alles mit erlebt haben und bei Ihnen sicherlich für immer in Erinnerung bleiben wird!

Hier sind denn noch ein paar Bilder von der Schleppfahrt im Pazifik von der Polar Paraguay nach Balboa/Panama Kanal. Von da aus mit 8 kleinen Schleppern durch den Panama Kanal. War sicherlich der angenehmere Teil der ganzen Geschichte, aber nicht minder anstrengend

Hier ein paar Bilder von der Schleppfahrt von Christobal / Panama nach Norfolk/USA, um die Ladung zu löschen. Von da aus ging's nach Deutschland, wo die Columbus New Zealand in Hamburg wieder zu neuen Glanz erstrahlte.
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So, denke mal, das sind schon ein paar beeindruckende Bilder, die wahrscheinlich so die wenigsten kennen und vielleicht erlebt haben. Ich habe in meiner Fahrzeit sicherlich auch Schwere Stürme mit Schäden am Schiff erlebt, aber so etwas ist mir Gott sei Dank erspart geblieben. Denke mal, sollte hier denn mal zum Abschluss kommen, werde sicherlich das eine oder andere noch mal ergänzen oder verbessern.

 “Jetzt Lehren aus dem Unglück ziehen”
  Besatzung der “Columbus New Zealand” schuldlos!
    von Peter Krukow  

Kapitän und Besatzung trifft kein Verschulden am Großbrand auf dem Container Schiff “Columbus New Zealand” der Reederei Hamburg Süd. Im Gegenteil: Kapitän und Besatzung verdienen für Ihren Einsatz bei der Bekämpfung des Feuers besondere Anerkennung. Dieser Spruch des Hamburger Seeamtes war eigentlich nebensächlich. Beteiligte und Sachverständige diskutieren vielmehr darüber, welche Lehren und Konsequenzen man aus der Katastrophe im Pazifik ziehen kann und muss. Wie berichtet, war am 19.Dezember 1974 auf dem Hamburger Schiff ein Rohr am Schmieröltank gebrochen. Das auslaufende Öl hatte sich an einer Heizdampfleitung entzündet. Zwölf Stunden lang kämpften Kapitän Hans Schlegel und seine Mannschaft gegen die Flammen. Schaden: rund zehn Millionen Mark für die Reparatur, immense Kosten für die Schleppfahrt nach Hamburg zur Bauwerft Howaldtswerke-Deutsche Werft und vier Monate Ausfall der “Columbus New Zealand”. Allerdings wurden die Kosten nur am Rande erwähnt. Welche Konsequenzen aus der Katastrophe gezogen werden müssten, fasste man so zusammen: Man sollte international fordern und gesetzlich verankern, das die lsolierwände gefährlicher Räume auf Schiffen, wie z.b. die des Maschinenraumes, noch stärker Isoliert werden, als das bisher der fall ist. Außerdem sollten keine Unterkünfte, Stores oder ähnliche Räume an gefährlichen Stellen gebaut werden. Darüber hinaus sollten Schmieröltanks nicht über Anlagen liegen, in denen viel höhere Temperaturen entstehen können, als zum Entflammen des Schmieröls nötig ist. Schließlich sollten auch Luft und Kabelschächte ausgegossen oder besser abgedichtet werden, damit Wärme und rauch nicht durch das ganze schiff dringen können. Die Reederei Hamburg Süd hat schon Konsequenzen gezogen. Auf den Schwesterschiffen der “Columbus New Zealand” wurden die gefährlichen Rohre ausgebaut, und die Werft wird alle Änderungswünsche berücksichtigen.    

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